Seit einiger Zeit in aller Munde: TENCEL™, oder auch Lyocell genannt. Es ist ein regelrechter Hype entstanden und überall liest man, dass Tencel einer der nachhaltigsten Stoffe ist. Doch was genau ist daran nachhaltig? Heute versuche ich, euch das Trendmaterial etwas näher zu bringen.
Die Herstellung von TENCEL™ / Lyocell
Zuerst ein paar Fakten: TENCEL™ wird von der österreichischen Firma Lenzing Fibers produziert und ist der Markenname für das Material Lyocell. Die Firma Lenzing hat die Produktion von Lyocell noch nachhaltiger gestaltet und sich für ihr Produkt den Markennamen für TENCEL™ schützen lassen.
Lyocell bzw. TENCEL™ wird aus Eukalyptusholz hergestellt und zählt damit zu den Naturfasern. Für die Herstellung dieser Faser wird der Eukalyptus zuerst in kleine Stücke geschnitten und in Wasser aufgeweicht. Durch Zugabe eines Lösungsmittels werden die Zellstoffe herausgelöst. Der Clou an der Sache: Das Lösungsmittel NMMO ist nicht giftig und kann nahezu Rückstandslos wieder aus dem Wasser gefiltert und für folgende Produktionsprozesse weiterverwendet werden. Dieses Verfahren fand selbst die EU so innovativ, dass es mit dem „European Award for the Environment“ ausgezeichnet wurde.
Anbau des Rohstoffes Eukalyptus
Doch wie sieht es mit dem Rohstoff Eukalyptus aus. Wie wird er angebaut und welche Chemikalien werden hier verwendet? Eukalyptus ist, im Gegensatz zu Baumwolle, eine sehr dankbare Pflanze im Anbau. Das hat mehrere Gründe: Eukalyptusholz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Anbauflächen, die für den Nahrungsmittelanbau nicht geeignet sind. Die Pflanze ist sehr robust und kommt ohne künstliche Bewässerung und Pestizide aus. Außerdem ist die Eukalyptus für die Stoffproduktion um einiges ertragreicher als Baumwolle oder Leinen. Auf einer Fläche von 6 qm kann so viel Eukalyptusholz angebaut werden, dass man daraus 10 T-Shirts herstellen kann. Auf der gleichen Fläche reicht die Produktion von Baumwolle gerade mal für 1 T-Shirt. In der folgenden Grafik seht ihr, wie viel Wasser für ein Shirt aus Baumwolle benötigt wird, und wie wassersparend der Anbau von Eukalyptus dagegen ist.
Eigenschaften
Lyocell bringt von Natur aus viele positive Eigenschaften mit, die Baumwolle nicht hat. So kann er wesentlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen, und diese direkt vom Körper weg leiten. Das vermeidet Bakterien- und Geruchsbildung und bietet höchsten Tragekomfort. Die glatte und kühle Oberfläche fühlt sich wunderbar auf der Haut an und ist mit Seide vergleichbar.
Für welche Nähprojekte eignet sich Lyocell?
Da Lyocell nur die Faser, also der Rohstoff ist, können daraus, unter anderem durch Beimischung anderer Fasern und durch die Webart, verschiedenste Stoffe hergestellt werden. Es gibt mittleriweile nicht nur Twill oder Jersey aus Lyocellfasern. Daher ist Lyocell wirklich vielfältig einsetzbar. Ihr könnt daraus T-Shirts, Blusen, Hosen, Röcke, Kleider und vieles mehr nähen. Aufgrund seiner oben genannten Eigenschaften eignet er sich besonders gut für Unterwäsche, Sportbekleidung oder Yogakleidung, da er das Bakterienwachstum hemmt. Auch Bettwäsche, Bettdecken, Matratzen und Bezüge findet man immer häufiger aus Lyocell.
Wie sieht es mit der Pflege aus?
Die Faser verträgt die Waschmaschine und das Bügeln sehr gut. Wie jede andere Faser auch, leidet natürlich auch Lyocell unter vielen, vielen Runden in der Waschmaschine und man darf auch hier nicht erwarten, dass das Lieblingsstück nach jahrelangem Tragen noch aussieht wie neu. Aber wisst ihr was? Das ist gar nicht schlimm, denn die Faser ist biologisch abbaubar.
Mein Fazit:
Was Ressourcenschonung und Recyclingfähigkeit angeht, ist Lyocell Baumwolle auf jeden Fall vorzuziehen. Der absolute Traum wär nun der Stoff mit GOTS-Zertifikat, um als Verbraucher auch den Überblick über Produktionsstandarts und Einsatz von Chemikalien NACH der Fasergewinnung zu haben. GOTS-zertifizierter Tencel ist allerdings noch recht rar gesäht. Trotz allem ist der Kauf auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wenn Du Dich für Nachhaltigkeit in der Stoffwelt interessierst, ist vielleicht auch der Artikel über die verschiedenen Bio-Zertifikate interessant für Dich. Schau doch einmal rein.
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Danke für den sehr informativen gut recherchierten Beitrag. Ich bin gerade auf der Suche, welche Materialien für mich geeignet sind und mit welchen ich ein gutes Gefühl habe…. somit werde ich Tencel mal testen.
Liebe Grüße Jacky
Ganz lieben Dank. Ich freue mich, dass Dir der Beitrag helfen konnte. Ich denke auch, dass Tencel ein guter Ansatz ist :-)
LG Anja
Hallo Anja, Ich habe soeben deinen Bericht über Tencel gelesen & schreibe dir, weil es mir ein Anliegen ist, da Tencel und der Rohstoff mehr als schädlich für unser Ökosystem ist. Hast du dich über den Rohstoff Eukalyptus näher informiert? Ich möchte dich natürlich nicht kritisieren. Ich habe allerdings mit eigenen Augen gesehen, wie schlimm Eukalyptus für Mensch und Natur sein kann. E. ist eine Monokultur, saugt alle Nährstoffe bis auf den Rest aus dem Boden aus. Danach kann der Boden nicht mehr genutzt werden. Auf E-Plantagen leben keine Tiere. Regenwälder werden gerodet und sogar Quellen werden ausgetrocknet, weil der E. alle Feuchtigkeit aus dem Boden zieht. Wie waren letztes Jahr in Portugal und haben einen komplett abgebrannten Nationalpark gesehen, der wegen der leichten Entzündlichkeit von Eukalyptus abgebrannt ist. Das ist alles mehr als schlimm und Tencel ist absolut keine Option für eine Verwendung. Dein Bericht Tencel als Lösung zu nutzen ist leider nicht optimal.
Liebe Grüße,
Kathleen
Hallo liebe Kathleen,
ganz lieben Dank für Deinen ausführlichen und informativen Kommentar. Ja, ich gebe Dir absolut recht. Jede Art von Monokultur ist mehr als Schädlich für unsere Umwelt. Ganz gleich, ob es sich um Eukalyptus oder Buchenholz, aus dem auch Lyocell hergestellt werden kann, oder um andere Pflanzen handelt. Würden wir Tencel nun als einzig richtigen Stoff deklarieren und ab sofort nur noch Lyocell kaufen, bräuchten wir die Monokulturen, um der Nachfrage gerecht zu werden. Und das ist NICHT nachhaltig. Wie bei allem macht die Menge das Gift. Ich werde mir auf jeden Fall noch Deinen Link durchlesen und den Artikel ggf. korrigieren.
Viele Grüße,
Anja
Hallo Anja,
ich bin auf der Suche nach Lyocell aus Eukalyptus – bei der Firma Lenzing lese ich allerdings nur, dass Sie Buchenholz für die Herstellung verwenden, vorwiegend aus Österreich. Wo bekomme ich denn Materialien, die 100% Lyocell und dann aus Eukalyptus sind?? Speziell suche ich Kissen, die dann damit gefüllt sind???
Hast Du da eine Idee??
Netten Gruß
Rita
Hallo Rita, da kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Was Kissen angeht, habe ich mich noch nicht informiert. Sorry. LG Anja
Danke für die prägnante Zusammenfassung! Ich habe inzwischen viele Kleidungsstücke aus Tencel – und es sind meine liebsten! Gerade für Sportsachen sind die Eigenschaften perfekt. Ich würde nie wieder synthetische Sportkleidung anziehen.
Hab mir ne hose aus lyocell webware in jeansblau genäht. Ist voll bequem weich und glänzt geil :) ich mag den stoff ich wünschte nur es gäbe mehr farben zu auswahl
Liebe Anja,
Dein Bericht ist aus der Umweltschutz-Perspektive natürlich sehr interessant. Doch muss ich leider sagen, dass es alles ein Seifenblasen, ein Hype eben. Denn, aus meiner bitteren Erfahrung, kann ich bzw. muss ich leider alles was ich im Lyocell/Tencel, auch ziemlich teure Sachen von Hallhuber z.B., leider wegschmeißen!! Denn der Qualität davon einfach ein Null ist. Verlorenes Geld. Auch wenn es 140 Euro kostet, wie ein Kleid eben von Hallhuber, das ich dieses Jahr gekauft habe und viele andere Sachen such von anderen Brands, immer das gleiche. Die Sachen werden nach einem einzigen Sitzen schon so verknüllt dass die überhaupt kein anständiges Aussehen dann mehr haben. Das taugt schlicht nicht zum Tragen. Es wundert mich, dass die angeblich respektablen Marken so ein, die sich so positionieren, Entschuldigung, reinen Mist produzieren. In diesem Moment wünsche all diesen „innovativen“ Brands nur das eine aber ganz vom Herzen : dass die alle endlich Pleite gehen und Platz für was besseres machen. Hoffentlich kehrt ganz normale gute Qualität wieder zurück. Ich sage es global so, dass man lieber weniger Klamottenherstellen sollte, aber von einer normalen Qualität, sei es auch teuerer.
Liebe Grüße, Daria
Hallo Anja, Hallo Rita,
zunächst mal denke ich, daß es besser ist, Rohstoffe aus regenerativen Quellen denen aus fossilen Quellen vorzuziehen, also eher Lyocell/Tencel zu verwenden als z.B. Kunstfasern aus Erdöl.
Kathleen hat aber absolut recht, der Anbau von Eukalyptus ist in vielen Ländern eine ökologische Katastrophe. Bekannt ist das aus Portugal, wo auf Standorten natürlicher Wälder standortfremde Eukalptus-Monokulturen vorherrschen, die den Boden auslaugen, austrocknen und die Waldbrandgefahr stark erhöhen. Und tatsächlich werden/wurden in den Tropen, z.B. in Brasilien, Regenwälder für Eukalyptusplantagen gerodet.
Buchenwälder hingegen sind in Österreich wie auch in weiten Teilen Mitteleuropas heimisch. Buchenholz ist also ein regionaler Rohstoff und muß nicht aus weit entfernten Ländern antransportiert werden. Er ist daher Eukalyptus vorzuziehen. Auch hier sollte natürlich darauf geachtet werden, daß es sich um verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung handelt.
Grüße, Alex
Hallo Alex, vielen Dank für Deine wichtigen und konstruktiven Hinweise. LG Anja