Den meisten fällt beim Stichwort Sticken zuerst den guten alten Kreuzstich ein, oder die Gobelin-Stickbilder der Großmutter. Doch diese Stickrichtungen werden gerade abgelöst, durch die Moderne Stickerei und die ist alles andere als verstaubt.

Was ist moderne Stickerei?
Moderne Stickerei kann vieles bedeuten. Häufig findet man unter dem Begriff moderne und frische Motive, wie geometrische und abstrakte Formen, und vor allen Dingen florale Muster. Häufig werden die Motive im Rahmen gestickt und direkt mit Stickrahmen an der Wand in Szene gesetzt. Aber auch als Highlight auf gekaufter oder sogar selbst genähter Kleidung macht sie eine gute Figur.
Was brauche ich zum Sticken?
Viel benötigst Du nicht. Wenn Du nähst, hast Du sicherlich bereits einige der Dinge zu Hause:
- Stoff
- Stickgarn
- Sticknadeln
- Stickrahmen (optional)
- Fadenschere
- Stoffschere
- Ggf. Vlies
Alle Materialien erhältst Du z.B. direkt im „Stickset Blumenstickerei“

Welcher Stoff ist zum Besticken geeignet?
Grundsätzlich kannst Du auf jeden Stoff sticken. Für den Anfang eignet sich schlichte Baumwoll-Webware am besten. Sie verzieht sich nicht und lässt sich gut in den Stickrahmen einspannen. Außerdem kann man die Stichlängen schön gleichmäßig halten, wenn man sich an den Gewebefäden orientiert. Für alle, die noch etwas unsicherer sind, gibt es sogar extra Zählstoffe, die durch die Kästchen das gleichmäßige Sticken erleichtern. Diese sind aber eigentlich für Kreuzstichmuster gedacht, die besonders gleichmäßig gestickt werden sollten.
Aber auch Strickstoffe oder dehnbare Stoffe können leicht bestickt werden. Bei dehnbaren Stoffen solltest Du ein Stück Stickvlies mit in den Rahmen einspannen. Das verhindert, dass durch das Einspannen in den Rahmen unschöne Dellen entstehen. Das Stickvlies lässt sich nach dem Besticken einfach kurz zurückschneiden oder abreißen. Es gibt sogar auswaschbares Vlies

Wie muss ich den Stoff vorbereiten?
Bestickt man ein Kleidungsstück, sollte der Stoff selbstverständlich vorgewaschen sein. Stell Dir vor, Du stickst tagelang an Deiner Stickerei, nähst das Kleidungsstück und nach der ersten Wäsche läuft der Stoff minimal ein und die Stickarbeit bildet unschöne Falten und verzieht sich. Das wäre mehr als ärgerlich.
Bestickst Du große Schnittteile, wie z.B. den Rockteil eines Kleides, kannst Du die Stickerei auch nach dem Nähen erst in Angriff nehmen. Das Schöne am Sticken ist, ja, dass man Fehler einfach auftrennen kann und sie sich rückstandslos korrigieren lassen.
Nicht immer sind die Stellen so gut zu erreichen, wie im ersten Beispiel. Eine aufgesetzte Tasche zu besticken, macht im fertigen Zustand keinen Sinn. Hier läuft man immer Gefahr, die Tasche an das Hemd “anzusticken”, weil man nicht immer nur eine Stofflage erwischt. Darum sollten schwer zugängliche Stellen vor dem Nähen bestickt werden.
Manchmal sind die Schnittteile allerdings so klein, dass sie sich nicht gut in den Stickrahmen einspannen lassen. Dann kann es sinnvoll sein, das Motiv sogar schon vor dem Zuschnitt zu sticken.
Bei den letzten beiden Varianten solltest Du die Stoffkanten vorher versäubern, damit sie sich bei der Arbeit nicht aufribbeln.
Welches Garn kann zum Sticken verwendet werden?
Auch hier sind der Phantasie erst einmal keine Grenzen gesetzt. Hier ist eine Liste der gängigsten Stickgarne.
- Sticktwist ist ein meist 6fädiges, leicht verzwirntes Garn. Dadurch können die einzelnen Fäden leicht separiert werden und Du kannst die Fadenstärke auf Dein Projekt anpassen, indem du z.B. nur mit 2 Fäden stickst.
- Perlgarn ist dickeres Garn, dass nur im Ganzen verarbeitet werden kann. Es hat einen schönen Glanz und eignet sich super für festere bzw. dickere Stoffe
- Leinengarn erkennt man an seiner matten Oberfläche. Das kann besonders als Florales Muster auf einem Leinenkleid wunderschön aussehen
- Wollgarn ist wesentlich dicker und toll geeignet, um z.B. auf einen dicken Strickpullover zu sticken.
- Seidengarn besteht, wie der Name schon sagt, aus Seide. Es fühlt sich wunderbar an, ist glatt und fein und sieht gestickt einfach edel aus.
Du solltest das verwendete Stickgarn immer auf den Stoff und den späteren geplanten Gebrauch abstimmen. Möchtest du zum Beispiel ein Handtuch besticken, das häufiger in der 60 Grad-Wäsche landen wird, solltest Du darauf achten, dass auch Dein Garn derartige Temperaturen aushält und nicht auf Seidengarn zurückgreifen. Auch die Beschaffenheit spielt eine Rolle. Mit feinem Garn auf grobe Stoffe zu Sticken die vielleicht sogar etwas Floor haben, kann dazu führen, dass Deine Stickerei im dicken Material verschwindet.
Auch die spätere Verwendung des bestickten Teiles ist ausschlaggebend für die Garnwahl. Wenn du eine Tasche bestickst, die im Alltag einiges mitmachen soll, solltest Du darauf achten, dass auch das Garn robuster ist.

Woran erkenne ich eine Sticknadel?
Sticknadeln haben, im Gegensatz zu Nähnadeln, ein großes Öhr in das problemlos auch dickere Garne eingefädelt werden können. Es gibt die Nadeln in verschiedenen Stärken sowie mit und ohne Spitze. Die Nadeln ohne Spitze, Tapisserienadeln, sind geeignet, um locker gewebte Stoffe zu besticken. Eine Nadel mit Spitze solltest Du verwenden, wenn Du feine oder dichter gewebte Stoffe wie Viskose, Jersey oder ähnliches bestickst.
Braucht man einen Stickrahmen?
Natürlich kannst du den Stoff oder das Kleidungsstück auch direkt in der Hand halten. Mit einem Stickrahmen geht es aber leichter. Spannst du den Stoff in einen Rahmen, hast Du das Bild immer im Ganzen vor Augen. Es verrutscht nichts und die Stiche werden gleichmäßiger. Besonders, wenn du zusätzlich durch ein Vlies stickst, solltest du einen Rahmen verwenden. Denn zwei Stofflagen beim Sticken gerade in der Hand zu halten, ist nahezu unmöglich.
Auf dem Markt gibt es Rahmen in verschiedenen Größen. Mache sind aus Holz und manche aus Kunststoff. Ich verwende ausschließlich Holzrahmen, weil ich es einfach angenehmer in der Hand finde. Die Holzrahmen gibt es in verschiedenen Höhen. Welche Höhe die bessere ist, ist eine individuelle Entscheidung. Teste dich einfach mal durch. Meine Favoriten sind 8 mm oder 15 mm Höhe.

Wie kommt das Motiv auf den Stoff?
Auch hier sind die Möglichkeiten vielzählig. Ich verwende entweder einen Bleistift und zeichne direkt auf dem Stoff vor, oder ich nutze auswaschbares Vlies* auf das ich mein Motiv übertrage und das ich über dem Stoff in den Stickrahmen einspanne. So kann ich einfach nachsticken, das Vlies am Ende auswaschen und habe meine Stickerei ganz ohne eventuelle Stiftrückstände auf dem Stoff. Auch ein Trickmarker* kann eine Alternative sein. Es gibt solche, die nach ein paar Stunden von alleine verblassen und verschwinden. Das kann allerdings bei größeren Motiven, an denen man unter Umständen mehrere Tage stickt, ein Problem darstellen. Es gibt aber auch Stifte, die durch Wärme, also durch Bügeln, wieder verschwinden. Überprüfe nur vorher, ob dein Stoff die gleichen Temperaturen aushält, wie der Stift benötigt, um zu verschwinden.
Wie kann ich mit dem Sticken anfangen?
Wenn Du Lust bekommen hast, nun auch ein Kleidungstück mit einer Stickerei zu verzieren, dann empfehle ich dir den Stickworkshop Blumenstickerei. Hier erfährst Du ganz genau, wie Du mit dem Sticken beginnen kannst. Du erhältst ein Stickvorlage und eine ausführliche Anleitung der verwendeten Stickstiche. Wenn Du das benötigte Material direkt zu Dir nach Hause geliefert bekommen möchtest, ist das Stickset Blumestickerei, genau das richtige für Dich. Neben dem kompletten Workshop, enthält es sämtliche Stickzubehör, wie Nadeln, Garn in 7 Farben mit denen Du deine erste Stickerei umsetzen kannst.


Video zum Thema Sticken
Möchtest Du Dir alles noch einmal als Video ansehen? Hier geht es zur Aufzeichnung des Insta-Live, in dem ich eure Fragen beantwortet und die Basics zum Sticken lernen gezeigt habe.
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Ich würde gerne mal Textilbestickung ausprobieren. Danke für den Hinweis, dass es verschiedene Garne gibt, die man zum Sticken verwenden kann. Ich denke Perlgarn ist mit seinem schönen Glanz und seiner Eignung für feste Stoffe das ideale Garn, wenn ich meine Jeans mit einem schönen Stickmuster versehen will.
Oh ja, das würde ich dafür auch empfehlen. Viel Spaß damit!
Ich habe dazu eine Frage, vielleicht habe ich es aber auch überlesen, muss man den Stoff an der Rückseite noch irgendwie verstärken oder hinterher „abdecken“, sodass die „losen Fäden“ nicht immer an der Haut reiben? Ich hoffe es ist verständlich, was ich meine.
Ein toller Artikel, der mir sehr weiter geholfen hat, vielen Dank :)
Hi Lena, ich habe die Fäden einfach gut vernäht und dann ganz kurz abgeschnitten. Im Video auf Youtube erkläre ich ganz genau, wie das funktioniert.
LG Anja
Danke für die ausführliche Anleitung und das anschauliche Video. Ich werde das auf jedenfall auch ausprobieren.
Hallo Anja!
Wie Lena habe ich die gleiche Frage. Ich verstehe, dass man das nicht machen muss, wenn ich mir aber nicht sicher bin, ob alles gut vernäht ist, was habe ich dann für eine Möglichkeit? Möchte den Pullover beispielsweise ja auch waschen…. Vielen Dank im Bpraus
Hallo Anna,
ich habe meine Shirts schon mehrfach gewaschen und das einfache Vernähen der Fäden hat völlig ausgereicht. Wenn du noch sicherer gehen möchtest, kannst du auch ein kleines Tröpfchen Textilkleber auf das Fadenende geben.
LG Anja
Vielen Dank für den tollen Beitrag und die Anleitung. Das ist sehr toll geworden. Ist wie Textildruck. :D