In meinem Capsule Wardrobe Workshop weise ich immer wieder explizit darauf hin, dass ich nichts von diesen extremen Einschränkungen halte, die man immer wieder in Überschriften wie “20 Teile für Deine Herbstgarderobe” liest. Doch eines Abends, als ich mal wieder meinen Daumen über den Instagram-Feed fliegen ließ, blieb ich bei @trend.detox und dem Hashtag #10x10challenge hängen. 

Die #10x10challenge – worum geht´s?

Es geht darum, sich 10 Tage lang mit 10 Kleidungsstücken einzukleiden. Schuhe und Jacken gehörten dazu. Unterwäsche glücklicherweise nicht. Es reizte mich. Ob ich es einmal teste? Es sind ja schließlich nur 10 Tage und ich muss ja nichts aus meinem Schrank verbannen. Ist es nicht ein guter Test, um mal zu überprüfen, ob meine Kleidung wirklich so gut kombinierbar ist, wie ich vermute? Ist es eine kleine Herausforderung, um sich mal neue Kombinationen auszudenken? Die Outfits mit Accessoires zu pimpen, die man lange nicht mehr getragen hat? Im meinem Kopf arbeitete es den ganzen Abend.

Meine 10 Teile für die Capsule Wardrobe

Da ich den Hashtag erst Sonntags entdeckte und die Challenge bereits Montags startete, konnte ich nicht lange überlegen, sondern beschloss tatsächlich spontan teilzunehmen. So stand ich Montags in Unterwäsche vor dem Kleiderschrank und zupfte gefühlte Ewigkeiten Kleidungsstücke heraus und hängte sie wieder zurück. Auf dem Bett ausgebreitet, kombinierte ich alles und versuchte 10 Outfits zu erstellen. Joaah, das ging, doch waren schon wirklich häufig die gleichen Teile im Spiel – was für eine Überraschung. Am leichtesten ist es wohl, wenn ich nur Basics verwende, dachte ich. Doch das war mir zu langweilig.  Also zog ich mein langes Blumenkleid aus dem Schrank und versuchte es zu integrieren. Irgendwie klappte es. Auf meiner Stange hing nun:

 

  • Eine schwarze Skinny-Jeans
  • Eine weite, Highwaist-Hose Lola aus blauem Cord
  • Das Blumen-Maxikleid von milliblus
  • Eine gestreife Kurzarmbluse
  • Eine klassische, weiße Blue mit langem Arm
  • Ein rosa Strickpulli
  • Ein grauer Cardigan
  • Rote Vans
  • Schwarze Boots
  • Und meine geliebte Lederjacke

Ein schöner Mix aus selbstgenähten Teilen, Fair Fashion und alten Lieblingsstücken aus meinem Schrank. So wollte ich starten. Auch, wenn ich noch nicht wusste, wie ich den Wetterbericht damit bezwingen wollte. Hier war von 20 Grad und Sonne, bis 15 Grad und Sturm-Regen alles dabei. Aber: Think positive.

Die Outfits und Herausforderungen

Tag 1 war natürlich überhaupt kein Problem: schwarze Jeans, Streifenbluse, Lederjacke & Vans. Fertig.

An Tag 2 habe ich mir schnell mein Wickelkleid übergeworfen, da der Wetterbericht NOCH auf meiner Seite war. Ganz nach dem Motto: Wenig tragen, wenig verschmutzen, dachte ich, das hätte mir einen enormen Verbrauchsvorsprung verschafft. Ich war optimistisch.

Tag 3 griff ich wieder auf bewährtes Schwarz-weiß. Schwarze Hose mit weißer Bluse. Bisschen langweilig, dachte ich. Bei näherer Betrachtung stellte ich aber fest, dass ich nur das Gefühl hatte, dass es etwas langweilig für Instagram werden könnte. Kein besonders nachhaltiger Gedanke, den ich erst einmal beiseite schob.

An Tag 4 wurde es richtig ausgefallen. Blaue Highwaist-Hose mit rosa Pulli. Was für ein gewagtes Outfit, im Vergleich zu den letzten Tagen fast schon bunt! Beim Blick in den Spiegel überfiel mich dennoch die Langeweile. Ein Instagram-Foto habe ich schon nicht mehr gemacht. Nur eine Insta-Story.

Tag 5 wurde nicht weniger aufregend.

Tag 6: Streifenbluse mit Gammelhose. Für einen schnellen Wocheneinkauf habe ich mich wieder in meine Jeans geworfen, war aber etwas grummelig, weil ich meine Regenjacke nicht tragen konnte. Das Halten eines Regenschirmes, schieben eines Kinderwagens und zeitgleiche Aufnehmen einer Instastory war eine echte Herausforderung.

Tag 7: Weiße Bluse mit Gammelhose. Es regnete den ganzen Tag. Ich ging einfach nicht vor die Türe. Problem gelöst.

Heute ist Tag 8. Ratet mal, was ich trage: Streifenbluse mit Cardigan und schwarzer Hose. Ich bin mit dem Rad in ein Café gefahren. Radfahren mit Maxikleid ist bei Regen schwierig, die weite Hose ist auch nur subotimal zum Radfahren. Die Regenjacke habe ich zur Sicherheit in den Rucksack gestopft. Das zählt noch nicht zu „getragen“, oder?

Für Tag 9 hatten wir Konzertkarten. Wisst ihr, wann ich das letzte Mal auf einem Konzert war? Ihr glaubt doch nicht, dass ich schon wieder das gleiche Trage? Also habe ich wenigstens einen frischen Pulli angezogen. Habe ich jetzt verloren?

Tag 10: Ich trage einfach noch einmal den Pulli von gestern, um meinen „Fehltritt“ etwas auszugleichen. Nun waren es quasi 10×11 Teile. FAST geschafft, würde ich sagen.  

Mein Fazit zur #10x10challenge

Eigentlich könnte ich ab heute immer weiter machen. Gut, 10 Teile sind definitiv etwas wenig für eine komplette Garderobe. Aber im Grunde „braucht“ man tatsächlich recht wenig für die normalen Alltag (Schneesturm, Gala-Abende und Teilnahmen am Marathon mal außen vor gelassen). Was mich etwas erschreckt hat, war der Gedanke: “Ich kann doch nicht schon wieder das Gleiche tragen”. Tatsächlich war der Grund für den Gedanken nicht ich selbst, sondern die Meinung anderer über mich. Und das bezieht sich nicht nur auf Instagram und Social Media Kanäle, sondern auch auf mein privates und berufliches Umfeld. Diesen Gedanken möchte ich zukünftig definitiv aus meinem Kopf verbannen! Denn das sollte wirklich der letzte Grund für Kleiderschrankvielfalt sein. Worin ich mir nach den 10 Tagen noch sicherer bin, als vorher: Als Selbermacher und -näher fehlt mir hier die Abwechslung. Ich habe viel zu viel Spaß an Mode, an neuen Trends und an Vielfalt, als dass ich mich dauerhaft so einschränken möchte. Was nicht bedeutet, dass mein Kleiderschrank überquillt und ich alles mitmachen muss.

Tipps für einen reduzierteren Kleiderschrank

Der Weg, den ich eingeschlagen habe, und den ich auch in meinem Workshop versuche zu vermitteln ist für mich definitiv der Richtige:

  • Die Zahl der Kleidungsstücke sollte nicht vorgegeben, sondern individuell festgelegt werden.
  • Die Kleidung sollte kombinierbar und alltagstauglich sein.
  • Der Kauf von Kleidung sollte nicht in Konsumrausch und Kleiderschranküberfüllungsorgien ausarten
  • Man sollte sich bewusst für neue Kleidungsstücke entscheiden und Outfits mit vorhandenen Teilen vor dem Kauf im Kopf haben

Wie bei allen nachhaltigen Themen sind die Schlüsselwörter hier bewusst, langfristig, kombinierbar, nicht 10, 20 oder 30. Wie steht ihr dazu?