„Muttertag ist von Floristen gemacht.“, „Ich will keine Blumen“, „Muttertag ist mir überhaupt nicht wichtig!“ Ich habe dagegen ein paar gute Gründe, warum man Muttertag nicht ignorieren sollte. Und dabei sollten wir dringend ein bisschen in Richtung Väter gucken.
Ist der Muttertag wirklich so überflüssig?
Jedes Jahr höre ich es wieder, dass Gezeter über die Sinnhaftigkeit von Muttertag. Über den Kommerz dahinter. Von der Pralinenschachtel bis hin zum lieblosen Blumenbouquet von der Tankstelle. Stimmt, diese Schenkerei ist auch nicht unbedingt das, worauf ich Wert lege. Aber muss man den Muttertag deswegen direkt komplett verteufeln?!
Mein Alltag als Mutter
Ich sehe das so. Seit die Kinder auf der Welt sind, und damit seit ich Mutter bin, hat sich mein Leben verändert. Die meisten Dinge, die tue, tue ich für für die Kids. Ich stehe morgens früher auf, weil ich Kinder habe, für die ich die Brotdosen füllen, Klamotten rauslegen und Frühstück zubereiten muss. Dann gehe ich arbeiten. Ohne Kids brauche ich 45 Minuten, mit 1.5 Stunden. Ich arbeite halbtags. Weil ich Kinder habe. Ohne Kinder hätte ich vielleicht eine Karriere? Auf jeden Fall aber hätte ich mehr Gehalt. Alleine schon aufgrund der Arbeitszeit.
Wenn es gut läuft, schaffe ich es, zwischen Job und Kinder abholen noch schnell in den Supermarkt zu sprinten. Wocheneinkauf in 15 Minuten. Dann im Sturzflug weiter zur Schule. Wenn ich dann nach Hause komme, würde ich mich am liebsten zuerst auf´s Sofa setzen und ein halbes Stündchen entspannen. Statt dessen mache den Kids zu Hause den Nachmittagssnack fertig – Schule macht hungrig und stelle meine Fragen wie „Wie war es in der Schule?“, „Ist die Brotdose leer?“, „Hast Du Post für mich in der Postmappe?“.
An manchen Tagen beginnt direkt nach der Arbeit der Fahrdienst zu diversen Kinderkursen und das Einkaufen wird zwischengeschoben. An ganz guten Tagen bleibt schonmal ein bisschen Zeit, um mich auf´s Sofa zu setzen. Meist gegen 17 Uhr. Ganz selten mache ich mir dann einen Kaffee, den ich noch seltener in Ruhe trinken kann. In der Regel kippe ich mir den Kaffee zwischen die Kiemen, während ich Spiele spiele oder Streit schlichte. Gegen 18 Uhr gibt´s Abendbrot. Die Zeit zwischen 17:30 und 19:00 geht also für die Zubereitung, Tisch decken und abräumen drauf. Danach geht´s Richtung Bett für die Zwerge (wenn die das lesen würden – sie sind ja schließlich gar nicht mehr so klein). Ab ins Bad, Zähne putzen und ins Bett. Mit dem Sohn lese ich noch gemeinsam etwas im aktuellen Buch, die Tochter hat Abends unheimlichen Redebedarf. Der Tag will verarbeitet werden. Mit viel Glück sitze ich um 20:30 auf dem Sofa. Um 22 Uhr bin ich müde. Rechnen wir also noch einmal zusammen: Mir bleiben exakt 1 Stunde und 45 Minuten am Tag für mich. 15 Minuten für den Morgenkaffee und 1 Stunde und 30 Minuten auf dem Sofa, die ich mit dem Mann reden kann, bevor ich müde ins Bett falle.
Multiple Persönlichkeit, oder einfach nur Mama?
Zwischen dem ganzen Alltagswahnsinn habe ich natürlich noch multiple Persönlichkeiten. Denn ich bin außerdem:
Wunderheiler – weil mein Pusten gegen Schmerzen hilft.
Marry Popins – weil ich Feuchttücher, Snacks, Getränke, Pflaster und diversen anderen Kram in der Handtasche mitschleppe, an die sonst niemand denkt.
Organisationstalent – weil immer frische Unterhosen im Schrank, Teller auf dem Tisch und Essen im Kühlschrank ist.
Seelenschmeichler – weil ich schlechte Gedanken wegtrösten kann.
…
Ach ja, und wenn mich noch einmal jemand fragt, ob ich abends mal zum Sport gehe, dann muss ich ganz laut schreien – glaube ich. Vielleicht falle ich auch einfach schlafend um.
Was wir von Vätern lernen können
Versteht mich nicht falsch. NICHTS davon möchte ich eintauschen. NICHTS davon missen und ich genieße es (meistens). Aber ich finde, dass wir Mütter uns dafür ruhig mal ordentlich feiern sollten. Und dabei sollten wir auch dringend einmal im Jahr etwas egoistischer sein. Während Männer am Vatertag mit ihren Freunden ein Bier nach dem anderen trinken und sich feiern, ohne Kinder und Mutter, scheint ein Muttertag (mal wieder) der Familie zu gehörten. Abgesehen von den Tankstellenblumen und dem gemeinsamen Frühstück, das mit etwas Glück mal von den Kindern ausgerichtet wird. Abräumen werden dann schon wieder die Mütter. Die Kids wollen schließlich spielen.
Warum feiern wir uns nicht? Morgens im Bett den ersten Sekt, dann ein Frühstück im Bademantel, für das man nichts tun muss. Und den ganzen Rest des Tages tun wir einfach mal worauf WIR Lust haben? Wenn das ein Tag mit der Familie ist, dann los. Und wenn es ein Tag ganz für uns ist, dann auch los! Und zwar – jetzt kommt die Herausforderung- OHNE schlechtes Gewissen! Einmal im Jahr etwas mehr Egoismus und vor allem viiiel mehr Schulterklopfen täte uns doch allen gut.
So, ihr Lieben, ich muss jetzt einkaufen: Sekt, Blumen und Pralinen. Und am Sonntag wird gefeiert! Mit mir, auf mich. Weil ich einfach so eine verdammt gute Supermutter bin. Und genau das solltet ihr auch tun! Jawohl! Und meiner Mutter bringe ich direkt auch ein Partypaket mit. Die ist nämlich auch so eine Superheldin
Amen.
Mir wäre auch nach Sekt, Wein, Bier, Cocktails. In der Reihenfolge.
Mein Mann ist in seinem alljährlichen Paddelurlaub, Oma (meine Mama) und Opa sind ebenfalls weg übers Wochenende. Bin alleine mit den zwei Kids, der Kleine verarbeitet seine MMRW Impfung und hat seit heute Nacht Fieber und ist sehr quengelig…
Happy Muttertag.