Wer kennt das Konzept der Capsule Wardrobe? Ich hoffe, dass ich mir damit zukünftig einige selbst genähte Schrankleichen und viel Nähfrust sparen kann.
Beim Nähen dem eigenen Stil treu bleiben
Ich nähe sehr gerne für mich. Doch leider selten bis nie so, dass es in meinen Kleiderschrank passt. Viele der selbst genähten Dinge mutieren zu Schrankleichen, weil ich sie mit nichts kombinieren kann, weil sie nicht zum restlichen Stil in meinem Kleiderschrank passen oder weil sie Muster und/oder Farben haben, die ich sonst nie trage.
Das ist schade, denn in jedem Stück steckt viel Liebe, Zeit und vor allem Geld. Wer glaubt, dass selber nähen günstiger ist, der irrt.
Tür auf, Kopf aus – Der Schritt in ein Stoffgeschäft
Betrete ich ein Stoffgeschäft scheint etwas am Eingang mein Gehirn auf Stand By zu stellen und ich laufe wie ferngesteuert durch die Gänge. Ich streichle Stoffe, stelle mir vor, wie sie als Kleidungsstück wirken, verliebe mich auf der Stelle in Drucke und Farbkombis, die ich vorher so noch nie gesehen habe und sehe mich in meinem neuen Teil durch die Strassen laufen. Natürlich sehe ich darin großartig aus.
Ich kaufe den Stoff, nähe, trage das Teil einmal und dann nie wieder. Ich ärgere mich, weil ich doch eigentlich weiß, dass mir keine Drucke stehen, oder dass ich in der Farbe Senf aussehe, als hätte ich einen dreiwöchigen Magen-Darm-Virus hinter mir. Doch scheinbar vergesse ich das beim Anblick eines schönen Stoffballens gerne ganz schnell. „Der Stoff ist doch so schön.“ und „Dann teste ich es eben mit dem Druck/der Farbe noch einmal“ denke ich, und schon ist der Grundstein für die nächste Schrankleiche gelegt.
Nähkonzept: Capsule Wardrobe
Das muss unbedingt aufhören. Denn als sei die verschwendete Zeit, der gekaufte Stoff und die viele Arbeit noch nicht genug, kommt noch hinzu, dass ich mich von selbstgenähten Dingen natürlich noch viel schwerer trennen kann als von gekauften. Bei unserem Umzug stellte ich fest, dass beinahe ein halbes Fach im Kleiderschrank mit (für mich) nicht tragbaren, selbstgenähten Dingen belegt ist, die ich nicht abgeben kann, denn in ihnen steckt so viel Arbeit, Zeit, Geld…. Du weißt schon.
Mein Plan, damit das nicht mehr vorkommt: Ich reduziere meinen Kleiderschrank auf das Nötigste und nähe nur noch nach Bedarf. Und zwar mit System. In den Fashion Blogs nennt sich das ganze „Capsule Wardrobe“. Was im Ursprung vor Fehlkäufen schützen soll, kann beim „Fehlnähen“ sicher nicht schaden.
Was bedeutet Capsule Wardrobe?
Das Konzept einer Capsule Wardrobe ist ganz einfach erklärt:
- Kleiderschrank ausmisten und nur Lieblingskleidung aufbewahren. Kleidung, die Du lange nicht getragen hast, kommt weg. Ja, wirklich. Verkaufen, spenden, aber nicht traurig im Schrank hängen lassen. Kleidung, die nicht in die aktuelle Saison passt, darf außerhalb des Kleiderschrankes auf den nächsten Einsatz warten. Z.b. in einer Kiste im Keller (oder auf dem Schrank, unter dem Bett…). So erhältst Du einen besseren Überblick, was Du tatsächlich gerade im Kleiderschrank hast. Wenn Du im Hochsommer, trotz überfülltem Kleiderschrank nichts zum Anziehen hast, könnte es an den 5 dicken Winterjacken darin liegen.
- Welche Farben trägst Du gerne? In den meisten Fashion-Blogs wird an der Stelle auf Farb- und Typberatungen verwiesen. Naja, ich gehe lieber nach Gefühl und danach, in welcher Farbrange meine Lieblingsteile aufgebaut sind. Das ist aktuell Schwarz, grau, weiß. Brauntöne fehlen beinahe komplett. Im Sommer findet man zusätzlich das ein oder andere Teil in rosé oder hellblau, im Winter dagegen eher ein leuchtendes Rot. Und gaaaanz selten auch einmal ein dunkles Grün oder Khaki.
- Welche Basics hast Du? Und passen Sie zu Deinen Lieblingsfarben im Kleiderschrank? Basics sind das A und O. Ich finde, dass in jeden Kleiderschrank ein weißes T-Shirt, ein paar Tops in den eigenen Basicfarben und z.B. eine weiße Bluse oder ein kleines Schwarzes gehört.
- Jetzt planst Du die kommende Saison. Was möchtest Du gerne tragen? Was fehlt davon noch in Deinem Schrank? Notiere Dir diese Teile und – jetzt kommt der schönste Teil – stöbere stundenlang im Internet und suche Dir entsprechende Schnittmuster und Stoffe um den Schrank mit selbstgenähten, neuen Lieblingsstücken aufzufüllen.
Auf in die Planung – Schnitte & Stoffe suchen
Ich bin mittlerweile bei Schritt 4 angekommen. Ein paar Stoffe habe ich mir bereits zurecht gelegt. Wie die süße Baumwolle mit den Fischen für eine Sommerbluse und der Fischgrat-Jersey für einen sommerlichen Rock.
Wer noch etwas mehr über die Capsule Wardrobe erfahren möchte, kann auf meinem Pinterest Board stöbern. Hier gibt es auch einige Artikel von Fashion-Bloggern mit viel mehr Details.
Kennst Du auch das Problem des „Fehlnähens“? Oder nähst Du immer treffsicher und typgerecht?
Du sprichst mir aus der Seele :-) Als ich vor ein paar Jahren mit dem Nähen anfing, war ich so begeistert von all den tollen, bunten Stoffen, dass mein ganzen Wissen über Farben und Stil vergessen war. Aber langsam passiert mir dieser extreme Stofffehlkauf seltener :-) Und für den Sommer arbeite ich auch an einem konkreten Plan: was brauche ich, welche Farben, welche Schnitte.
Viele liebe Grüße, Brigitte
Jetzt müssen wir uns nur disziplinieren, auch noch vor dem Sommer den Plan fertig zu stellen, stimmt´s?? :-):-)
LG Anja
Oh wie du mir aus der Seele sprichst.
Gerade die letzten drei genähten Teile konnte ich gerade so retten, aber sie sind nicht die Lieblingsteile………………….aber man wird so verleitet
-an anderen sieht es toll aus,
-wow was ein Stoff, das muss einem doch stehen
usw, usw. und dann geht es doch nicht…………….
Ich habe mal von einem anderen Tipp gelesen und fand es super gut, hat sogar gehofen.
Alle Kleiderbügel nach links und dann eine Markierung an die Stange machen. Alles was du angezogen hast rechts daneben und was du links nach einem Jahr immer noch nicht anhattest…………weg damit.
Liebe Grüße
Martina
Ja, das habe ich auch schon gemacht. Dabei fallen nur leider auch Dinge hinten runter, die trotzdem in einen Schrank gehören, wie ich finde. Ein kleines Schwarzes zum Beispiel. Auch, wenn ich es ein Jahr nicht getragen habe, würde ich es nicht weggeben. Darum bin ich doch zurück zum Konzept: Anfassen, rausholen, betrachten, entscheiden ;-)
LG Anja
Wundervoll geschrieben und trifft leider auch komplett auf mich zu. Das mit dem Fehlnähen häuft sich bei mir leider auch. Ich möchte das Konzept unbedingt ausprobieren und hoffe ich schaffe es mich von den selbstgenähten Schrankleichen zu trennen.
Liebe Grüße
Maren
Dankeschön, liebe Maren. Ich drücke Dir die Daumen! Einfach anfangen, dann klappt´s auch. Bloß nicht nachdenken.
LG Anja
Das ist wirklich mal ein guter Ansatz. Ich kenne das Phänomen auch. Irgendwie mag ich bunte tolle Stoffe. Leider trage ich die genähten Teile dann auch (abgesehn von der Nutzung als Schlaf-Wäsche) selten bis gar nicht. Aber ich arbeite daran. Die letzten Besuche im Stoffladen habe ich doch mehr nach Farbschema gekauft. Jetzt bräuchte ich nur noch die Zeit zum nähen.
Viele Grüße
Genau so! Schlafwäsche habe ich auch mehr als genug. So schade eigentlich. Ich hoffe Du findest bald Zeit. Ich freu mich schon auf tragbare Ergebnisse :-)
LG Anja
Schöner Artikel! :)
Ich schreibe gerade einen ähnlichen und viele Dinge kommen mir sehr bekannt vor. Ich habe meinen Kleiderschrank schon vor 2 Jahren das erste Mal reduziert, bzw. damit begonnen. Und ich muss sagen, es hat eine Weile gedauert, bis ich mich so richtig darauf einlassen konnte. Besonders dieses Phänomen „Tür auf – Kopf aus“ konnte ich lange nicht abstellen :D
Jetzt ist es aber wirklich so, dass alle Teile gut zusammenpassen und ich nichts im Schrank habe, was ich nicht trage oder was mir nicht gefällt. Und ich gehe tatsächlich mit ganz anderem Auge und anderer Einstellung in den Stoffladen!
Liebe Grüße!
Da will ich auch hinkommen. Wenn man sich mal darauf einlässt, bekommen die „langweiligsten“ Stoffe einen richtigen Zauber, wie ich finde…
LG Anja
Das kenne ich so tatsächlich nicht. Ich habe schon vorm Nähen gerne bunte Sachen getragen und so gehen auch alle meine genähten Sachen echt gut. Allerdings beobachte ich auch, dass ich inzwischen lieber mit unifarbenen Stoffen arbeite. Am Anfang dachte ich noch, die Stoffe müssen dann auch einfach ganz besonders sein, wenn man schon selbst näht.
Ich müsste meinen Kleiderschrank aber mal von Unmengen an Kaufkleidung befreien, die ich einfach echt nicht mehr trage. Aber ich seh mich jetzt schon, die Sachen alle in eine Upcycling-Kiste schmeißen und dann doch nie was draus machen.
Ich kann immer so schlecht nein sagen, wenn jemand Klamotten aussortiert und mir anbietet und das sind dann oft die Sachen, die ich doch nie anziehe…
Hach, es gibt ja Menschen, die sehen so toll aus in den buntesten Sachen. Wie gerne würde ich zum Beispiel Kleidung von Blutsgeschwister tragen – aber ich sehe einfach eigenartig darin aus. Schade.
Die Upcycling-Kiste hatte ich auch. Es war schließlich Stoff. So etwas kann man doch nicht wegwerfen. Aber ganz im Ernst – irgendwann wird es doch nur noch unnötiger Ballast. Dann gebe ich die Dinge lieber weiter und hoffe, dass jemand anderes ihnen neues Leben einhaucht. Manchmal dauert aber auch das 1 bis 2 oder 3, 4….Jahre.
LG Anja
Liebe Anja, ich habe mich sehr in deinem Post wieder gefunden. Ich laufe trotz guter Vor- und Ansätze immer wieder in die Stofffalle, greife immer wieder zu Schnitten, die nicht meins sind und produziere gefühlt am fließenden Band Schrankleichen – es ist so unbefriedigend… Ich nehme deine Worte und Tipps als Anstoß und gelobe Besserung, in Zukunft mehr darauf zu achten, was ich wirklich trage, was mir steht und was ich brauche.
Ich werde kommende Woche mein Nähreich aufräumen und ausmisten und mit mehr Elan und Bewusstsein neu starten! Denn schon Anfang des Jahres habe ich mir vorgenommen, mich mehr in die Richtung capsule Wardrobe zu entwickeln, doch irgendwie ist es mir wieder entglitten und die Dinge haben ihren gewohnten Lauf genommen…
Vielen Dank und liebe Grüße
Stephie
Ich versuche mich immer an das schlechte Gefühl zu erinnern, wenn ich die Schrankleichen sehe. Und das Gefühl muss beim Betreten eines Stoffladens gaaaaanz präsent sein. Dann klappt es etwas besser – aber auch nicht immer ;-)
LG Anja
Hallo liebe Anja!
Wie cool! Ich finde das ja immer wieder sehr bewunders- und beneidenswert, wenn man sich seine eigene Kleidung und vielleicht sogar noch komplette Capsule Collection selber nähen kann! Ich folge selber dem Capsule Wardrobe Ansatz seit ein paar Jahren, kann selber nicht nähen und hab aber witziger Weise gerade heute laut über meinen „Plan“ (der eher ein Wunsch ist ;)) nachgedacht, irgendwann mal meine erste eigene Capsule Collection zu kreieren! B-) Und jetzt stoße ich via Milliblus auf dich und an einem Tag gleich auf 2 Capsule Wardrobe Näherinnen! <3
Auf Pinterest habe ich übrigens ein Capsule Wardrobe Gruppenboard für den Raum DACH ins Leben gerufen. Ich würde mich freuen, wenn du deine Beiträge mitpinnst und schicke dir gleich mal eine Einladung. :)
Ganz liebe Grüße
Sunray
Ich bin das erste Mal auf Deiner Seite und was soll ich sagen, diese Zeilen könnten von mir stammen.
Mein Schrank ist gefüllt mit selbst genähten Kleidungsstücken die ich nur 1 x getragen habe und nun liegen sie im Tiefschlaf. Fühle mich nicht wohl in diesen Shirts, Hoodies und Jacken.
Morgen geht es los. Kleiderschrank ausräumen, analysieren, sortieren, aussortieren usw.