Die Hemmschwelle, mich endlich an das Thema Strickstoffe nähen heranzutrauen, war riesig. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den Blogbeitrag mit meinem ersten Strickprojekt, das ich so lange vor mir hergeschoben habe: Meinen Cardigan aus Feinstrick. Es hatte sich sich der Gedanke in meinem Kopf festgesetzt, dass Strickjacken oder Pullis möglichst keine Nähte haben dürfen. Ein angenähtes Strickbündchen war für mich undenkbar – Bündchen werden angestrickt.

Rapantinchen - Strickstoff nähen Tipps & Tricks
Aber da war dieser kuschelweiche Stoff, der unbedingt ein Cardigan werden sollte und so habe ich beim Nähen des Strickstoffes versucht, wo es nur geht auf sichtbare Nähte zu verzichten. Was ich sonst noch beachtet und auch falsch gemacht habe, erzähle ich euch heute und erspare euch so hoffentlich die gleichen Fehler beim Strickstoffe nähen.

1. Strickstoff vorbereiten

Wollt ihr Strickstoff nähen, sollte auch dieser, wie jeder andere Stoff, vorgewaschen werden. Und zwar so, wie ihr ihn auch später waschen würdet bzw. wie es der Stoff verlangt (siehe Pflegehinweise). Ich wasche die meisten Kleidungsstücke aus Strick im Schonwaschgang oder sogar im Handwäsche-/Wollprogramm meiner Waschmaschine. Das Trocknen sollte möglichst liegend erfolgen, damit sich der Stoff nicht aushängt. Dazu lege ich den Stoff, wenn nötig auch doppelt, ausgebreitet auf ein ausgezogenes Wäschereck. Je nach dem wie empfindlich oder fein der Stoff ist, lege ich noch ein großes Handtuch darunter, um ein Durchdrücken der Streben zu verhindern.

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2. Zuschnitt von Strickstoff

Etwas knifflig ist das Auslegen der Meterware und das korrekte Platzieren der Schnittteile. Damit sich der Stoff nicht verzieht, habe ich auf dem Fussboden zugeschnitten. Dort konnte ich den Stoff bequem flach ausgebreitet hinlegen und ihn durch leichtes Klopfen ausrichten. Am besten lasst ihr Strickstoff dann etwas ruhen, damit er sich in seine ursprüngliche Form zurückziehen kann und justiert danach ggf. noch ein bisschen nach. Nun ist Zeit für einen Tee und einen tiefen Atemzug.

3. Markierungen übertragen

Knipse sind, besonders bei grobem Strickstoff, nicht die optimale Wahl, da sie das Beschädigen der empfindlichen Maschen zur Folge haben könnten. Einmal in eine Masche geschnitten kann es immer sein, dass sich eine Laufmasche bildet, wie man sie von Strumpfhosen kennt. Greift hier lieber zu einem Kreiderädchen oder einem Markierstift oder sogar zu einem kleinen Hilfsfaden als Markierung.

4. Nahtband zum Sichern der Schnittkanten

Jeder Schnitt in ein gestricktes Stück Stoff könnte dazu führen, dass sich die Maschen lösen. Das könnt ihr verhindern, indem ihr die Schnittkanten mit einer schmalen, aufbügelbaren und dehnbaren Nahtband sichert. Ich habe dazu 1 cm breites Nahtband halbiert und so 0,5 cm breites Nahtband auf alle Schnittkanten aufgebügelt. Zusätzlich wird es so leichter den Strickstoff zu nähen, insbesondere wenn ihr keine Overlock zur Verfügung habt.

Versucht beim Aufbügeln des Nahtbandes wirklich nur über das Band selber zu bügeln und den Strickstoff selber auszusparen, damit ihr später keine sichtbaren Abdrucke des Bügeleisens habt.
Pro-Tipp: Ich habe das Nahtband an Schulter- und Seitennähten nicht auf die linke Stoffseite aufgebügelt, sondern auf die rechte, damit des nach dem Zusammennähen der Stofflagen auch von ihnen nicht mehr sichtbar ist.

Denkt daran, dass das nicht bei JEDER Stelle funktioniert, sondern nur an den Stellen, an denen die rechte Seite der Nahtzugabe nach dem Nähen verschwindet.

5. Handstich für unsichtbare Nähte

Um sichtbare Nähte so gut es geht zu vermeiden, habe ich einiges an meinem Cardigan mit der Hand genäht. So z.B. die aufgesetzten Taschen, die ich mit einem Matratzenstich aufgebracht habe. Hierzu habe ich vor vielen Jahren bereits einen Blogbeitrag geschrieben. Solltet Ihr Lust auf ein wenig Nostalgie haben, klickt euch mal rüber. Die Säume und Ärmelsäume habe ich mit einem Blindstich genäht und angesetzte Stellen die später sichtbar sind, wie in meinem Fall die angesetzte Knopfleiste, mit einem unsichtbaren Handstich usw.

6. Strickstoffe nähen mit der Nähmaschine

Wollt ihr Strickstoff nähen, solltet ihr dringend auf eine Nadel mit einer abgerundeten Spitze, wie z.B. eine Jerseynadel, zurückgreifen, damit die Maschen beim Nähen nicht beschädigt werden. Natürlich könnt ihr euren Strickstoff mit der Overlock vernähen, ihr könnt aber auch die normale Nähmaschine verwenden. Hier kann es helfen, den Nähfußdruck etwas zu verringern und einen längeren, dehnbaren Stich zu verwenden. Gerade hier lohnt sich immer eine Probenaht. Denkt daran, die Schnittkanten zu versäubern.

7. Besser dämpfen statt bügeln

Statt Strickstoffe zu bügeln und Gefahr zu laufen, dass ihr glänzende Stellen erhaltet oder den Flor platt bügelt, solltet ihr auf die Dampffunktion eures Bügeleisens zurückgreifen. Viel Dampf wenig Druck – so lassen sich Falten besiegen, ohne dass der Stoff schaden nimmt. 

Rapantinchen - Sabel Boyfriend Cardi - Nähen mit Strick
Das waren meine 7 Tipps für euch, wie ihr Strickstoffe nähen könnt. Ich hoffe, ich konnte euch mit den Tipps ein bisschen die Angst vor eurem vielleicht ersten Strickprojekt nehmen oder euch an Stellen helfen, an denen ihr nicht weiter wusstet. Alle oben genannten Punkte sind meine persönlichen Erfahrungen. Vielleicht habt ihr aber auch noch Tipps oder Abläufe, die euch bei der Verarbeitung von Strick geholfen haben, dann schreibt sie gerne in die Kommentare.

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